Drohende Werksschließungen in Neuss und Conow NGG fordert Nestlé auf, Schließungspläne zurückzunehmen

Hamburg, 20. März 2025

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) reagiert mit scharfer Kritik auf die Ankündigung von Nestlé, die Werke in Neuss bis August 2026 und Conow bis Anfang 2026 schließen zu wollen. Dies sei unverantwortlich gegenüber den 234 Beschäftigten (151 in Neuss, 83 in Conow).

Guido Zeitler, Vorsitzender der NGG, dazu: „Nestlé will Werke schließen, obwohl die Umsätze weltweit gestiegen sind. Nestlé ist ein hochprofitabler Konzern. Die Schließung erfolgt, um diese Profitabilität noch weiter zu steigern, also aus reiner Profitgier auf Kosten der Beschäftigten. Wir fordern die Konzernleitung auf, diesen radikalen Schritt zu unterlassen und ihrer Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden an den Standorten Neuss und Conow nachzukommen.“

Andreas Zorn, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates der Nestlé Deutschland AG und Betriebsratsvorsitzender des Werkes in Neuss ergänzt: „Es ist unerträglich, dass Beschäftigte die Konsequenzen der völlig verfehlten Managementstrategie eines Großkonzerns tragen sollen. Die Schließung insbesondere des Thomy-Werkes Neuss wird konzernseitig damit begründet, dass in der Vergangenheit leider Investitionen unterblieben seien. Das ist hochgradig zynisch gegenüber uns als Betriebsrat. Wir haben immer wieder genau darauf hingewiesen, Nestlé hat blockiert. Und nun sollen wir Beschäftigte und unsere Familien die Konsequenzen tragen, vor die der Konzern uns alternativlos stellt. Noch unverfrorener wird die Konzernerzählung, wenn die Schließung des Standortes Neuss nun Investitionen in unsere Produkte an anderen Standorten finanzieren soll. Wir werden gegen dieses absurde Theater eines höchst profitablen Großkonzerns Widerstand leisten. Investitionen ja bitte – aber an den Standorten Neuss und Conow!“

Carolin Jakob, Betriebsratsvorsitzende des Werkes in Conow ergänzt: „Gestern hat uns Nestlé in Conow noch gefeiert, als besonders agil, flexibel und kompetent. Als beispielhaftes Testlabor des Konzerns und Produktionsstätte für kleine Serien von zum Teil ausgefallenen Lebensmitteln. Das soll heute plötzlich anders sein? Das kann nicht stimmen. Das ist auch heute noch so! Unsere Produkte sind profitabel – daran gibt es keinen Zweifel! Und wir produzieren eine vegetarische Innovation: Vuna. Aber: Dass ein neues Produkt ohne relevante Marketingmaßnahmen nicht gleich den kapitalmarktgetriebenen Profiterwartungen von Nestlé entsprechen kann, ist doch klar. Und das Produkt soll laut Nestlé auch nicht eingestellt werden, sondern an einen anderen Standort verlagert werden. Apropos Standort. Wir leben hier in einer schönen Region, die ist aber das, was man strukturschwach nennt. Vergleichbare Industriearbeitsplätze gibt es für uns nicht. Deshalb darf es keine andere Antwort geben: Maggi Conow bleibt! Thomy Neuss bleibt!

Die NGG kritisiert darüber hinaus, dass Nestlé in Deutschland immer weniger auf regionale Wertschöpfung setze und stattdessen auf Konzentration und Outsourcing von Arbeitsbestandteilen an externe Dienstleister. Dazu sagt Zeitler: „Mit jeder weiteren Schließung entfernt sich Nestlé weiter von seinem eigenen Versprechen, eine weltweite Marke zu sein, die regional produziert und ausgeliefert wird.“

Wie ein schlechter Scherz klingen die Schließungspläne, liest man auf der Webseite, wie Nestlé dort den Standort Conow bewirbt: „Wir sind in der Region verwurzelt und gerne hier. Wer Lust auf eine familiäre Arbeitsatmosphäre in einer tollen Umgebung hat, ist hier richtig…“ Ähnliche Versprechungen gibt Nestlé ihren Konsumenten zum Werk Neuss: „Mit Zutaten, die man aus dem Kühlschrank kennt, nachhaltig vom Feld bis auf den Teller.“ Als NGG fragen wir die Verantwortlichen bei Nestlé: Wie bringt ihr Familienfreundlichkeit und Nachhaltigkeit mit Werksschließungen und Kündigungen zusammen?  

Seit 2014 hat Nestlé wiederholt durch den Verkauf von Marken und eingegangene Joint Ventures negative Schlagzeilen gemacht. Seitdem sind über 2.500 Jobs verlorengegangen.      

Guido Zeitler: „Wir fordern das Unternehmen auf, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam an einer tragfähigen Zukunft zu arbeiten – für die Beschäftigten, die Standorte und für die Regionen, in denen Nestlé bisher aktiv ist.

 

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