Berlin, 8. März 2024
„Der deutsche Fachkräftemangel ist auch hausgemacht: Viele gut ausgebildete Frauen stehen dem Arbeitsmarkt nur deshalb nicht zu Verfügung, weil die Löhne zu niedrig sind und die Kinderbetreuung unzuverlässig ist.“ Darauf hat heute Claudia Tiedge, stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), anlässlich des Internationalen Frauentags hingewiesen. Zwei Drittel der berufstätigen Mütter seien in Teilzeit beschäftigt. Eine Mehrheit von ihnen würde ihre Erwerbstätigkeit gerne ausbauen.
Tiedge: „Ob in der Lebensmittelindustrie, im Gastgewerbe oder im Bäckerhandwerk, der Fachkräftemangel ist riesig. Der Einsatz vieler Arbeitgeber, den Anforderungen von Familien und Müttern entgegenzukommen, ist trotzdem gering.“ In vielen Betrieben gäbe es weder familienfreundliche Schichtmodelle noch „Verständnis und echtes Interesse“ für die Belange von berufstätigen Müttern.
In der Pflicht, für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu sorgen, sieht Claudia Tiedge auch die Politik: „Frauen bilden das größte Fachkräftepotenzial in Deutschland.“ Dieses Potenzial ließe sich aber nur heben, wenn die Rahmenbedingungen verbessert würden. Ein Baustein sei mehr Einsatz beim Ausbau der Kinderbetreuung: „Kinderbetreuung muss flächendeckend gut, verlässlich und kostenfrei sein.“ Kurzfristige Schließungen oder verkürzte Betreuungszeiten seien inzwischen in vielen Kitas zur traurigen Normalität geworden.
Quellen:
- Destatis.de: Zwei Drittel der berufstätigen Mütter arbeiten Teilzeit
- WSI / Hans-Böckler-Stiftung: Kinderbetreuung: 57 Prozent der erwerbstätigen Eltern sind mit Schließungen und verkürzten Betreuungszeiten konfrontiert