Während eines Rundgangs auf der Grünen Woche, der weltgrößten Messe für Ernährung, hat sich die NGG-Vorsitzende Michaela Rosenberger über gesunde Ernährung, Ampelkennzeichnung und Irrsinn bei der Mehrwertsteuer geäußert:
„Wir müssen die Lebensmittel so kennzeichnen, dass jeder sofort sieht, wieviel Zucker, Fett oder Salz ein Produkt enthält. Im Moment ist es so, dass man – a: gute Augen braucht und – b: durchaus ein Studium mitbringen sollte, um überhaupt durchzublicken.“
Eine Kennzeichnung mit einer Ampel greife allerdings zu kurz. „Das würde dieser Logik folgend bedeuten, dass Olivenöl mit einer roten Ampel gekennzeichnet wäre. Was natürlich Quatsch ist, weil Olivenöl grundsätzlich ein gutes Nahrungsmittel ist.“ Auch die von den Konzernen Mars, Nestlé, Unilever, Mondelez, PepsiCo und Coca-Cola geplante Ampelkennzeichnung – auf Portionsgrößen abgespeckt – sei nur Symbolpolitik.
Den Konzernen gehe es wohl eher um eine europaweit einheitliche Verpackung und Produktionsstandards und weniger darum, wie eine Ampelkennzeichnung zur Reduktion von Übergewicht oder Adipositas beitragen könne. „Nachdem sie jahrelang gegen eine Ampel gestritten haben, sind sie nicht mehr glaubwürdig. Wenn sie schon eine Ampel befürworten, dann müsste diese auf einer Standardangabe von 100 Gramm oder 100 Milliliter basieren. Alles andere – wie die Angabe des Nährwerts von Portionen – ist Verbrauchertäuschung.“
Konsequente Aufklärung
„Wir brauchen eine deutliche einfache Kennzeichnung, die den Verbraucher und die Verbraucherin richtig leitet und eine konsequente Aufklärung über die Zusammenhänge von Ernährung, Bewegung und Fettleibigkeit.“ Diese seien viel vielschichtiger, als es eine Ampel suggeriere.
Rosenberger wiederholte die Forderung der NGG nach Einführung eines Schulfachs Ernährung. „Gesunde Ernährung als Lehrstoff in Schule oder, noch besser schon in der Kita, könne helfen, schon den Kindern den richtigen Umgang mit Lebensmitteln zu vermitteln und die Wertschätzung von Lebensmitteln zu erhöhen. Wer selbst schon einmal ein Brot gebacken hat oder weiß, welche regionalen Produkte zu welcher Jahreszeit auf den Tisch kommen können, der ernährt sich bewusster.“ Es müsse auch Schluss damit sein, dass bei Lehrerausfall oder wegen maroder Turnhallen der Sportunterricht als erstes vom Stundenplan gestrichen werde.
Schulspeisung: Steuersatz runter!
Kritisiert hat die NGG-Vorsitzende auch die unterschiedliche Besteuerung von Lebensmitteln: „Bei McDonald‘s im Restaurant wird eine Mehrwertsteuer von 19 Prozent erhoben. Im take away hingegen beträgt die Mehrwertsteuer sieben Prozent. Bei der Schulverpflegung werden grundsätzlich 19 Prozent Mehrwertsteuer gezahlt.“ Die NGG fordere, dass der Steuersatz bei der Schulspeisung gesenkt werde. Die Folge: „Wenn weniger Steuern anfallen, kann mehr für die Qualität des Essens ausgegeben werden.“
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So schmeckt die Zukunft: Die NGG-Vorsitzende Michaela Rosenberger und ihr Stellvertreter Guido Zeitler besuchten den Stand der Bundesvereinigung der Ernährungsindustrie (BVE) und sprachen mit Christoph Minhoff, BVE-Hauptgeschäftsführer, und Stefanie Sabet, Hauptgeschäftsführerin der Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuß (ANG), u.a. über gesunde Ernährung und Kennzeichnung von Lebensmitteln.
NGG zu Besuch auf der Grünen Woche
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