„Ein tragfähiges Konzept sieht anders aus, um die Dauerkrise um die Milch zu lösen. Liquiditätshilfen für Betriebe in Schieflage sind zu unterstützen, sie lösen aber nicht die strukturellen Probleme“, so die Einschätzung von Michaela Rosenberger, Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, nach dem „Milchgipfel“. Illusorisch ist es auch, die Milchmenge wieder mittels Quote reduzieren zu wollen. Die Milchmenge ist kein deutsches, nicht mal ein europäisches Problem, sondern eins des Weltmarktes. Seit Jahren ist das Dilemma des Marktes für Lebensmittel in der Bundesrepublik – vom Acker bis zur Ladentheke -, dass Lebensmittel nichts wert sind, dass sie sogar verramscht werden. Etwas mehr als zehn Prozent ihres Einkommens geben die Deutschen im Durchschnitt für Lebensmittel aus. In keinem anderen europäischen Land, außer in Österreich und Großbritannien, sind Lebensmittel so billig wie hierzulande. Vor fünfzig Jahren waren es noch 40 Prozent.
Geschuldet ist dies vor allem der Übermacht des Lebensmitteleinzelhandels: Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Metro diktieren die Preise. Auch dies gibt es so geballt in keinem anderen europäischen Land. Die Marktmacht – vor allem der Discounter und Supermärkte – nicht nur bei Milch und Milchprodukten, genauso bei Fleisch und allen anderen Lebensmitteln ist so groß, dass nicht nur Arbeitsplätze bei den Milchbauern, sondern auch in der Lebensmittelproduktion gefährdet sind. „Die Familien von Bauern und von Molkereibeschäftigten müssen von ihrer Arbeit leben können“, hat die NGG-Vorsitzende gefordert und angeregt über einen Mindestmilchpreis im Einzelhandel nachzudenken. Das funktioniere beispielsweise in Frankreich.