Rund 100 Menschen kamen am späten Mittwochnachmittag in Berlins Mitte zusammen. Sie protestierten drei Wochen nach der letzten Kundgebung erneut gegen die Schließung des wombat’s City Hostel. Davor hatte die Geschäftsführung der Hostel-Kette die Schließung des gut gehenden Hauses angekündigt. Die Arbeitsplätze von 35 festangestellten Beschäftigten sind akut bedroht. Am 31. August dieses Jahres sollen im wombat’s die Lichter ausgehen.
Erfolg des Betriebsrats
Nach der Ankündigung begann der Betriebsrat schnell, mit dem Arbeitgeber Verhandlungen um einen Interessenausgleich und Sozialplan zu führen. Diese konnten vor Kurzem erfolgreich abgeschlossen werden, hieß es aus dem Betriebsrat. Knapp zwei Drittel der Belegschaft, die unbefristet angestellt sind, bekommen eine Abfindung. Diese setzt sich zusammen aus den Jahren der Betriebszugehörigkeit, dem monatlichen Einkommen und einem in den Verhandlungen festgelegten Faktor, mit dem die Summe multipliziert wird. Die Gesamtsumme stellt einen guten Abschluss und damit einen Erfolg des Betriebsrates dar.
"Völlig unnötig, dass hier Arbeitsplätze abgebaut werden“
„Wir sind froh, dass wir in den Verhandlungen so viel für die Kolleginnen und Kollegen rausholen konnten“, sagte Betriebsrat Raphael K. am Mittwoch am Rande der Kundgebung. Trotzdem sei es „völlig unnötig, dass hier Arbeitsplätze abgebaut werden“. Das „wombat’s“ in Berlin ist ein wirtschaftlich erfolgreiches Haus, die Schließung erfolgt nicht, weil die Geschäfte nicht laufen, sondern um den Betriebsrat und die gewerkschaftliche Organisierung loszuwerden, so die einhellige Meinung von Betriebsrat und der Gewerkschaft NGG.
Der Schließung war eine mehrjährige Auseinandersetzung vorausgegangen. Nach der Wahl des ersten Betriebsrates befand sich dieser in Dauerauseinandersetzung mit den Geschäftsführern des Unternehmens. Anfang des Jahres war es dann der Belegschaft zusammen mit ihrer Gewerkschaft NGG gelungen, den bundesweit ersten Tarifvertrag in einem Hostel durchzusetzen. All das ist nach der nun drohenden Schließung Geschichte, und dagegen richtete sich der erneute Protest am Mittwoch. „Was wir hier sehen, ist sozialschädliches und gewerkschaftsfeindliches Unternehmertum“, sagte Raphal K. zum Auftakt der Kundgebung.
Autor: Jörg Meyer