Für Süßigkeiten-Liebhaber*innen könnte es in den nächsten Wochen eng werden: Nach zwei erfolglosen Verhandlungsrunden sind gestern, am 5. Juni, deutschlandweit die Beschäftigten in 25 Betrieben* der Süßwarenindustrie in den Streik getreten und haben vielerorts die Produktion komplett zum Stillstand gebracht. Insgesamt waren rund 3.000 Personen an den Streiks beteiligt. Und das war erst der Anfang. Die Streikwelle in der Süßwarenindustrie rollt durch Deutschland und weitere Streiks sind bereits in Planung. Dass die Beschäftigten von dem bisherigen Angebot der Arbeitgeber enttäuscht sind, haben sie gestern deutlich gemacht. Von Bahlsen in Barsinghausen und Niederegger in Lübeck, über Griesson de Beukelaer in Kahla, bis zum Nestlé-Chocoladen-Werk in Hamburg haben die Beschäftigten eine klare Botschaft gesendet: Wir sind streikbereit und lassen uns nicht mit Kleingeld abspeisen!
Besonders wütend macht die Beschäftigten, dass sie einerseits mit den horrenden Preissteigerungen der letzten Monate allein gelassen werden, die Süßwarenindustrie andererseits aber Umsatzrekorde verzeichnet. „Die Leute wollen endlich ein faires Stück vom Kuchen.“, sagt Freddy Adjan, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft NGG. Deswegen fordern sie:
- 500 Euro mehr pro Monat für die unteren Tarifgruppen A bis E sowie 400 Euro mehr pro Monat in allen anderen Tarifgruppen
- 200 Euro mehr pro Monat für die Auszubildenden und zusätzlich eine Fahrtkostenpauschale von 50 Euro monatlich
Nach 12 Monaten soll dann neu verhandelt werden. Mit Blick auf die kommende Verhandlungsrunde ergänzt Adjan: „Die Rückmeldung aus den Betrieben ist eindeutig: Den Warnstreiks können problemlos tagelange Streiks folgen.“
*am Montag, den 5. Juni 2023, haben Beschäftigte in folgenden Betrieben die Arbeit niedergelegt: Stollwerck (Standorte in Veitshöchheim, Norderstedt, Berlin und Saalfeld), Bahlsen (Standorte in Barsinghausen, Berlin und Varel), Barry Callebaut Cocoa (Standorte in Hamburg und Norderstedt), Unilever (Hamburg), Nestlé-Chocoladen-Werk (Hamburg), Froneri (Lüneburg), Wilhelm Reuss (Standorte in Berlin und Lüneburg), Cargill, Cocoa & Chocolate (Standorte in Lichtenrade und Reinickendorf), Griesson de Beukelaer (Standorte in Kahla und Polch), Schwartauer Werke (Lübeck), Carstens Lübecker Marzipan (Lübeck), J.G. Niederegger GmbH (Lübeck), Heidekeks (Lüneburg), Hans Freitag (Lüneburg), Gustav Berning (Osnabrück), Conrad Schulte (Rietberg), Intersnack (Alsbach-Hähnlein).
Die Liste der bestreikten Betriebe wird an dieser Stelle laufend aktualisiert: Am Dienstag, den 6. Juni 2023, haben die Beschäftigten bei Helmut Löser GmbH & Co. KG Waffelfabrik (Taunusstein) und Biscuit International (Bassenheim) die Arbeit niedergelegt. Am Mittwoch, den 7. Juni wurde Intersnack in Olsberg bestreikt, am 8. Juni streikten die Beschäftigten bei der Turm Sahne GmbH in Oldenburg.
Auch in der Woche 12. - 18. Juni finden weitere Streiks in der deutschen Süßwarenindustrie statt. Die vollständige Liste findet ihr hier.