„Wir wollen die Arbeitsbedingungen in der Fleischwirtschaft neu und besser machen, mit einem Manteltarifvertrag, der für alle Beschäftigten gelten soll.“ Das hat Freddy Adjan, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), zum Start von Tarifverhandlungen für die Fleischwirtschaft am Dienstag in Hamburg gesagt.
Die Fleischwirtschaft befindet sich in einem grundlegenden Transformationsprozess: Das Arbeitsschutzkontrollgesetz, das seit Jahresbeginn 2021 gilt, verbietet Werkverträge; Leiharbeit ist stark eingeschränkt und nur noch mit Tarifvertrag zulässig, die Arbeitszeit muss digital erfasst werden und Strafen bei Verstößen wurden erhöht. Die Gewerkschaft NGG hatte im vergangenen Jahr einen bundesweiten Mindestlohn von 11,00 Euro für die rund 160.000 Beschäftigten in Schlachthöfen, der Fleischverarbeitung und Geflügelverarbeitung erkämpft. Er steigt bis 2023 auf 12,30 Euro pro Stunde.
"Jetzt gehen wir den nächsten Schritt"
Freddy Adjan: „Und jetzt gehen wir den nächsten Schritt: Wir wollen gute und vor allem gleiche Arbeitsbedingungen in allen Schlachthöfen und Zerlegebetrieben in Deutschland. Dazu haben wir Verhandlungen über einen Manteltarifvertrag mit der Arbeitgeberseite gestartet.“
Die erste Verhandlung am 15. März in Hamburg hat den Startschuss gesetzt. Erste Inhalte sollen nun in einer kleineren Arbeitsgruppe diskutiert werden. Anfang Juli steht dann die zweite Verhandlungsrunde an.
„Regelungen zu Urlaubstagen, Zuschlägen, wöchentlicher Arbeitszeit, Vergütung von Umkleide- und Wegezeiten, Urlaubs- und Weihnachtsgeld und einiges mehr sind das Ziel. Wir rechnen mit längeren Verhandlungen. Wir sind zuversichtlich, mit der Arbeitgeberseite – unter anderem den vier Schlachtkonzernen Tönnies, Vion, Westfleisch und DanishCrown – ein Ergebnis erzielen zu können.“
Parallel werden die 35.000 Beschäftigten in Schlachthöfen und Zerlegebetrieben über die Verhandlungen und den weiteren Weg informiert, eine Befragung hatte überwältigende Zustimmung zu den Tarifzielen der NGG ergeben.
Adjan: „Die Branche wird sich weiter verändern. Inwieweit die Unternehmen die Transformation zusammen mit ihren Beschäftigten sozial gestalten wollen, wird sich zeigen. Wir sind dazu bereit. Und viele tausend Gewerkschaftsmitglieder in der Branche unterstützen die NGG-Tarifkommission auf diesem Weg.“
Nur mit einem branchenweiten und allgemeingültigen Tarifvertrag lassen sich Arbeitsbedingungen in der Branche grundlegend verbessern. Gleichzeitig dient er der Integration vieler tausender ausländischer Beschäftigter und reduziert darüber hinaus die Fluktuation in den Betrieben.