Vor 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Unvorstellbar hoch war der Preis für die Befreiung vom Faschismus. Der von Deutschland in die Welt getragene Krieg hat ganze Städte dem Erdboden gleich gemacht und mindestens 55 Millionen Menschen das Leben gekostet. 75 Jahre später wurden am Samstag in Berlin wieder die gleichen Schwarz-Weiß-Roten Flaggen geschwenkt, die im 19. Jahrhundert das Symbol deutscher Weltmachtfantasien waren und ab 1933 von den Nazis gehisst wurden. Erst auf den Treppen konnten die Fahnenträger und ihre Mitläufer von mutigen Polizisten gehindert werden, in den Bundestag, das Symbol unserer Demokratie, einzudringen.
Entschlossen, Deutschland auf rechts zu drehen
Was waren das für erschreckende Bilder, die am Samstag von Berlin in die Welt gingen. Sie sollten eine allerletzte Warnung sein: Die Gefahr von rechts ist real. Die neuen Nazis sind gut aufgestellt, eng vernetzt und entschlossen, unser Land umzukrempeln, Deutschland auf rechts zu drehen. Und in der deutschen Bevölkerung gibt es 75 Jahre nach Kriegsende erschreckend viele Menschen, die nichts dabei finden, Seite an Seite mit Nazis zu demonstrieren. Denen es offenbar egal ist, dass sie ihren legitimen Protest gegen die Corona-Maßnahmen neben Reichskriegsflaggenträgern auf die Straße tragen.
Brandgefährliches Mitlaufen
Gerade wir Deutschen sollten doch gelernt haben, wie brandgefährlich stummes Mitlaufen ist, dass Hass und Hetze ins totale Chaos und in unvorstellbares Leid führen.
„Nie wieder Krieg! In die Zukunft investieren statt aufrüsten!“ Unter diesem Motto ruft der Deutsche Gewerkschaftsbund heute zum Antikriegstag auf. Dieser 1. September fällt in die Woche nach wehenden Reichskriegsflaggen auf den Stufen des Reichstagsgebäudes, das macht ihn besonders. Der Antikriegstag 2020 sollte uns mehr denn je daran erinnern, wie wichtig es ist, dass wir den Mund aufmachen gegen Hass und Gewalt, dass wir nicht stumm mitlaufen, sondern klare Kante gegen rechts zeigen, ob im Job, im Sportverein oder beim Demonstrieren.
Guido Zeitler, Vorsitzender der Gewerkschaft NGG