Viel los ist immer, aber die Zahl der seit der durch die Coronavirus-Pandemie erzwungenen Pause durchgeführten Streiks ist rekordverdächtig. Landauf, landab machen NGG-Mitglieder wieder mächtig Druck – ein Einsatz, der sich auszahlt, auch im Portemonnaie. Vielerorts wurden „trotz Corona” gute Tarifabschlüsse erreicht.
Streiks, bunte Demonstrationen in den Innenstädten: Es vergeht kaum eine Woche, in der sich die Mitglieder der Gewerkschaft NGG nicht für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen einsetzen. Streiken und kämpfen, das ist sozusagen Teil der DNA von NGG. Doch dann kam das Virus: Bereits geplante Warnstreiks mussten gestrichen, Tarifverhandlungen auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Um nicht zur Verbreitung des Coronavirus beizutragen, hatte sich die NGG in den selbst auferlegten Lockdown begeben. Die NGG-Büros wurden für den Publikumsverkehr geschlossen, aber hinter geschlossenen Türen wurde mit Hochdruck gearbeitet, die rund 200.000 Mitglieder online und telefonisch beraten. Vor den Türen ging nichts: Von Anfang März bis Mitte Mai 2020 konnte kein einziger Streik durchgeführt werden.
Mehr als 100 Streiks in drei Monaten
Seit dem 20. Mai ist die NGG auch wieder sichtbar im Einsatz, im Streik-Dauereinsatz: Deutschlandweit wurden in nur drei Monaten mehr als 100 Streiks durchgeführt. Ob in kleinen Betrieben mit wenigen Beschäftigten oder bei Großkonzernen wie Danone oder Unilever; ob nahe der Ostseeküste bei der Darguner Brauerei in Mecklenburg-Vorpommern oder im Süden in den Betrieben der bayerischen Brotindustrie; ob bei Zentis und anderen Betrieben der Obst- und Gemüseindustrie in Nordrhein-Westfalen, ob bei den Mineralbrunnen in Baden-Württemberg oder beim Getränkehersteller in Sachsen-Anhalt: Überall in Deutschland sind in den vergangenen Wochen wieder mutige NGG-Mitglieder auf die Straße gegangen – mit Maske und Abstand, aber wild entschlossen.
Der Erfolg gibt Recht
Zahlreiche gute und einige außerordentliche Tarifabschlüsse wurden erreicht: In Sachsen-Anhalt haben die Beschäftigten der Mitteldeutschen Erfrischungsgetränke GmbH etwa ein Tarifplus von mehr als 30 Prozent erkämpft. Solche Ergebnisse sind umso beachtlicher, als dass nicht wenige Arbeitgeber versuchen, Corona als Vorwand zu nutzen, um in Tarifverhandlungen noch stärker auf die Bremse zu treten. Und das, obwohl während der Coronavirus-Pandemie in vielen Betrieben der Lebensmittelproduktion unter Hochdruck gearbeitet wurde und nicht nur bei Fertiggerichte-Produzenten Rekordumsätze eingefahren wurden.
Dieser Artikel erscheint auch in der "einigkeit" 3/20. Die "einigkeit" ist das Mitgliedermagazin der NGG: www.ngg.net/einigkeit