„Die extrem hohe Zahl von Corona-Infektionen an immer mehr deutschen Schlachthöfen belegt, dass es nicht mit kosmetischen Korrekturen getan ist, sondern eine grundlegende Reform nötig ist. Das System der Werkverträge ist das Übel, das die schlimmen Zustände in der Branche ermöglicht.“
Vor der Sitzung des „Corona-Kabinetts“ am heutigen Montag hat Freddy Adjan, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe „scharfe Maßnahmen, die keine Hintertürchen offenlassen“ eingefordert. „Das Kabinett muss jetzt mit neuen Gesetzen und glasklaren Regeln den Weg für eine ganz grundlegende Reform der Fleischindustrie ebnen. Dazu gehört insbesondere das Verbot von Werkverträgen im Kernbereich der Unternehmen: Ein Schlachthof darf nicht mehr das Schlachten an dubiose Billigfirmen vergeben und so neben der Arbeit auch gleich jede Verantwortung bequem auslagern“, so Adjan.
Freiwillig reicht nicht
Mit freiwilligen Lösungen habe man in der Verangenheit schlechte Erfahrungen gemacht. Adjan: „Wer bei dieser Branche immer noch auf freiwillige Besserung oder die Einsicht der Fleischbarone hofft, hat die letzten 20 Jahre im Tiefschlaf verbracht.“
„Die Fleischkonzerne haben nicht nur skrupellos die Gesundheit von zehntausenden Menschen gefährdet, die tagtäglich für sie schuften. Ihre Verantwortungslosigkeit konterkariert auch die Mühen und Entbehrungen der Menschen, die seit Wochen die Regeln einhalten und alles dafür tun, die Zahl der Corona-Infektionen so niedrig wie möglich zu halten." Diejenigen Politikerinnen und Politiker, die in der Vergangenheit jede wirksame Reform der Fleischindustrie blockiert hätten, müssten sich bewusst sein, dass auch die Wähler erwarten, dass „dieser Sumpf von Ausbeutung endlich ausgetrocknet wird.“